Es warat wegen Karl Kraus

Sollte das wer lesen: Ich begehe hiermit eine Copyright-Verletzung, die aber wahrscheinlich niemanden kratzen wird. Aber es war neulich ein Artikel von Ronald Pohl über Karl Kraus im „Standard“, und drunter haben die üblichen Verdächtigen den zu erwartenden Blödsinn über KK geschrieben, also: einige, nicht alle.

Und ich habe schon in meinen Kommentaren dort auf Torbergs vor genau 50 Jahren (also zu KKs 100. Geburtstag) geschriebenen Beitrag unter dem Titel „Er war genau so und er war ganz anders“ (veröffentlicht im Band „Apropos“) hingewiesen. Jetzt hab ich ihn tatsächlich eingescannt und hier ist er.

Auf dem Handy wird man das vielleicht nicht lesen können, aber auf einem größeren Bildschirm dürfte es problemlos gehen. Viel Vergnügen.

Weder Neuanfang noch Fortsetzung

Siehe da, es hat noch einmal vier Jahre gedauert, bis ich wieder hier angekommen bin. Angekommen, vorbeigekommen, immerhin: hineingekommen, das ist ja schon einmal was.

Und ich will ja nicht schon wieder was ankündigen, was ich dann nicht einhalte. Aber seit 2020 ist ja wirklich viel passiert, und es passiert sozusagen täglich weiter. Nachdem ich aber keine Bestandsaufnahme all dessen versuchen möchte, was seither geschehen ist, und weil ich kreuz und quer über das schreiben möchte, was mich grad beschäftigt, ja: tu ich das einfach.

Neuanfang oder Fortsetzung

I am back, soll Arnold als Terminator gesagt haben. So auch ich, nur dass ich niemanden terminiere (obwohl mir manchmal danach wäre).

Es gäbe ja eine Menge zu sagen. Etwa zum Thema Psychoanalyse und Psychotherapie, Stichwort (und for manche: horribile dictu) Jeffrey Moussaieff Masson. Oder auch Shambhala und tibetischer Buddhismus im Allgemeinen, und da aber wieder Missbrauch im Besonderen (nicht nur bei Buddhismus, auch bei Psychotherapie).

Man könnte auch sagen: Alles fällt weg, alles bricht zusammen. Was jetzt nicht so dramatisch ist, wie es klingt. Aber ich beobachte seit meinem 50. Lebensjahr eine Tendenz in meinem Leben, Dinge, Menschen, Systeme, an die ich geglaubt habe, zu verlieren. Und das hört irgendwie nicht auf.

Auf ein Neues

Ich freue mich, hier (wahrscheinlich zunächst einmal nur mir selbst) verkünden zu dürfen, dass ich wieder blogge. Die Beiträge, die in diesem Blog stehen, sind alt, wie man sieht, ich habe sie aus zwei älteren Blogversionen importiert.

Das Titelbild mag sich ändern. Dem Titel gemäß möchte ich eigentlich ein Bild der Strudlhofstiege haben, aber ich weiß noch nicht, ob ich es kriege. Derzeit sieht man hier den Innenhof von Schloss Drosendorf – einer der schönsten Orte, die ich kenne. Und das ist ja auch kein Fehler.

Dieser Blog ist Work in Progress, versteht sich. Wahrscheinlich muss ich die Zahl der Kategorien ändern, manche davon in Schlagwörter verwandeln, aber all das braucht Zeit. Immerhin: ein neuer Anfang ist gemacht.

Wikipedia – Teil 3 (Nachtrag zu Kurt Wolff, Opus Dei und IMABE)

Jetzt ist wieder eine Zeit lang nichts passiert. Aber seinesgleichen geschieht, zum Beispiel in der Wikipedia, zu der ich mich nun doch nochmals äußern muss.

Zuerst das Positive: Der Einschub im Artikel zu Kurt Wolff ist endlich (und anscheinend ohne Änderungen) vidiert und approbiert worden. Hat aber lang genug gedauert. Und eigentlich war und ist das Thema ja heutzutage recht unkontroversiell.

Weniger erfreulich sind meine Erfahrungen, was das sehr viel kontroversiellere Thema des katholischen Fundamentalismus – konkret: Opus Dei und seine Ableger – betrifft. Da muss man nämlich feststellen, dass es diese Fundis irgendwie geschafft haben, sich so weit in der Wikipedia zu verankern, dass Änderungen kritischer Art in einschlägigen Artikeln, die das Opus Dei und seine Ableger bzw. Anhänger betreffen, so gut wie unmöglich werden.

Ich finde das beunruhigend. Wenn man ein bisschen surft, kommt man schnell auf eine Seite, die sich www.opusfrei.org nennt und von ehemaligen Opus-Dei-Mitgliedern gestaltet wird. Wer wissen will, wie es dort wirklich zugeht, möge diese Seite lesen.

Was mich ebenfalls ärgert, ist diese Sache mit dem IMABE-Institut – voller Namen: „Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik“. Das wurde 1988 von einem gewissen Enrique Prat gegründet, der selbst ein prominentes Mitglied des Opus Dei ist (sein Bruder leitet das Opus Dei in Spanien und möglicherweise demnächst weltweit). Ärztlicher Leiter ist Johannes Bonelli, Internist in einem Ordensspital. Stellvertretende Geschäftsführerin ist Susanne Kummer, die Tochter von Friedrich Kummer, ehemaligem Chef der Lungenabteilung in einem Wiener Spital und Opus-Dei-Mitglied seit den Sechzigerjahren. Sowohl Johannes Bonelli als auch sein Sohn Raphael, Psychiater, sind ebenfalls Mitglieder des „Werkes“, wie sich das Opus, wörtlich und richtig übersetzt, auch nennt.

Nun will ich hier (wenigstens im Augenblick) gar nicht lang über das Opus Dei selbst räsonnieren, obwohl ich das sicher auch noch irgendwann mache. Aber was mich stört, ist die schlichte Tatsache, dass das IMABE-Institut ohne jeden Zweifel eine Frontorganisation des Opus Dei ist, sich dazu aber nicht bekennt. Vielmehr wird da von „Interdisziplinarität“ und derlei schönen Dingen gesprochen.

Und die Herren Prat und Bonelli (sr.) schreiben regelmäßig Kommentare in der „Österreichischen Ärztezeitung“. Das wundert einen dann schon weniger, wenn man erfährt, dass kein anderer als Walter Dorner, der Präsident der Österreichischen Ärztekammer: richtig, im Kuratorium von IMABE sitzt. Es wird behauptet, er sei auch Mitglied bei Opus Dei, aber sicher weiß ich das nicht. Sicher ist nur, dass mich zwar die persönliche religiöse Überzeugung der genannten Personen nicht zu interessieren hat, sehr wohl aber ihre Auswirkung auf das Ausüben ihrer öffentlichen Funktionen.

Wenn IMABE, quod erat demonstrandum, zum Opus Dei gehört, dann soll das bitte auch deklariert werden. Und dann geht es aber auch nicht an, dieser Organisation so viel Raum im offiziellen Organ der Österreichischen Ärztekammer einzuräumen.

Erhard Busek ist 70

Sweet Suite. Ich kann irgendwie nicht aufhören, obwohl ja absehbar ist, dass das Schreiben für Suite101 kein Geld bringt und selbst bei explosionsartigem Anwachsen der Textmenge wahrscheinlich nie bringen wird, wenn man keine Lust hat, über das Wetter zu schreiben, über nützliche Babytipps oder über „Deutschland sucht den Superstar“ (mit Sicherheit vergeblich).

Nein, es wird nichts bringen außer einer gewissen Freude, und vielleicht irgendwann den ersten zehn Euro, die mir als Tantiemen überwiesen werden (momentan bin ich bei 3,04 €), das wird dann sowas wie Dagobert Ducks erster selbstverdienter Taler.

Jetzt hab ich gerade einen lobenden Artikel über Erhard Busek verfasst. Der Mann steht zwar in mancher Hinsicht sicher nicht für etwas, was ich haben will (etwa was den Katholizismus betrifft), aber ich würde viel lieber mit dem Busek über Religion streiten als mit Faymann über irgendetwas einig sein. Und von Schüssel würd ich nicht einmal einen Gebrauchtwagen kaufen.

Ja, ich weiß, ich habe ein Tabu gebrochen und Erhard Busek mit Bruno Kreisky verglichen. Und ich steh dazu – glaube sogar, dass Busek der intelligentere und vor allem stabilere Mensch ist, einer, der nicht so neurotisch gegen seine Herkunft kämpft wie Kreisky das getan hat. Busek hat sich über Kreisky in einem kurzen, aber einsichtsvollen Artikel geäußert, den ich vorhin ergoogelt habe.

Man braucht Busek schon dazu, um zu sehen, dass man die meisten Politiker, die man nicht mag (also die meisten), nicht deswegen nicht mag, weil sie in der falschen Partei sind, sondern deswegen, weil sie einfach kein Niveau haben. Busek wird – von manchen in durchaus verächtlicher Absicht – eine „Intellektualität“ unterstellt, die eigentlich selbstverständliches Niveau in der Politik sein sollte, die es aber – fast noch selbstverständlicher – keineswegs ist. Das hat übrigens, eine weitere Parallele, auch Kreisky in seiner Autobiographie beklagt. (Ich meine hier die einbändige Kurzfassung, in der es ein Kapitel gibt, das „vom Niveau der heutigen Politik“ [oder so ähnlich] heißt und damit wohl etwa die mittleren bis späten Achtzigerjahre meint. Kreisky spottet darin über Politiker, die in ihrem Leben kaum was gelesen haben, keinerlei Allgemeinbildung besitzen und – das sind jetzt meine eigenen bösen Worte – deren Horizont etwa dem einer Kellerassel gleicht. Da fallen einem aber heute ziemlich viele ein, die klare Mehrheit unserer Politiker besteht aus solchen Ungestalten.)

Umso mehr, und umso angenehmer (wenngleich nicht unbedingt für von ihm gerüffelte Parteifreunde und -feinde), fällt da ein Erhard Busek auf. Ein Mann, der sich auszudrücken weiß, der etwas zu sagen und es nicht nötig hat, in die unterste Lade zu greifen, wenn er jemanden beschimpfen will. Ein Mann, der sehr im Gegensatz zu Franz Vranitzky nicht der Ansicht ist, dass jemand, der Visionen hat, zum Psychiater gehen sollte. Ein Mann, der sich seit Jahrzehnten für Mitteleuropa einsetzt, ein Mitteleuropa, von dem die erwähnten Kellerasseln gar keinen Begriff haben, so sie denn überhaupt Begriffe ihr Eigen nennen. Ein Mitteleuropa, dessen vertane Chancen – ebenso wie jene, die etwa in der städtebaulichen Entwicklung Wiens an der Donau gelegen wären, wenn man sie denn nur ergriffen hätte – Tag für Tag schmerzlicher werden.

Natürlich sind selbst Österreichs unfähige Politiker nicht an allem schuld. Aber man kann sich des Gedankens nicht erwehren, dass vielleicht manche Grauslichkeiten sowohl hierzulande (leider hinlänglich bekannt) als auch in Nachbarländern wie Ungarn (Faschistengarden, Medien“gesetze“) oder der Slowakei (Terror und Mord gegen Roma und Sinti) unterbleiben oder weniger krass hätten verlaufen können, wenn den Menschen hier wie dort die Perspektive eines prosperierenden und zusammenwachsenden Mitteleuropa geboten worden wäre. Nicht als Antithese zur EU, sondern vielmehr als sinnvolle Konsequenz der europäischen Einigung.

Aber es fehlt uns natürlich das Geld, das wir ja stattdessen besser dafür verwenden, um die Schulden einer internationalen Spekulantenbande zu bezahlen. Man nennt das heutzutage einen „Schutzschirm“, nur wer da tatsächlich beschützt wird, das verschweigt man keusch. Es sind jene, die ihre Schäfchen längst im Trockenen haben, wenn die durch sie mitverursachten Staatsbankrotte stattfinden, in Irland, in Griechenland, in Portugal. Zahlen dürfen diese Rechnung natürlich wir, und diese tatsächlich unhaltbaren Zustände erleichtern es verschiedenen Verrückten – von sächsischen Neonazis bis zu ungarischen Hahnenschwänzlern – ihren Anti-EU-Wahnsinn unters Volks zu bringen.

Aber eigentlich wollte ich über Busek schreiben, der genau heute seinen 70. Geburtstag feiert. Ein Politiker, wie es immer zu wenige geben wird. Man hätte ihm – und Österreich – eine größere innenpolitische Karriere gewünscht. Die ist aber letztlich daran gescheitert, dass der Großteil der ÖVP, bundesweit sowieso, aber sogar auch in Wien, nicht für jene Werte stand, die Busek nicht nur vertritt, sondern verkörpert: Urbanität, Toleranz, Intellektualität und aktive, geistig, intellektuell und politisch integrierende Nachbarschaftspolitik in einem neuen Mitteleuropa. Das liest sich wie eine Wahlbroschüre, aber da er nicht zur Wahl steht und da man mir auch keine Sympathien zur ÖVP nachsagen kann, mag man glauben, dass ich es ernst meine.

Wofür übrigens die ÖVP stattdessen steht (wenn überhaupt noch für irgendwas), das werde ich anderer Stelle sagen, denn es würde die Gratulation entwerten: ad multos annos.

Vom Umgang mit gefälschten Studien

Das Folgende stelle ich hier mit freundlicher Genehmung der Zeitschrift „arznei-telegramm“ herein (arznei-telegramm 2011; 42: 25-6).


Zunächst einmal danke ich Hrn. Dr. Becker-Brüser für die Genehmigung zum Einstellen dieses Artikels – war nicht ganz leicht, womit ich nicht das Erlangen der Genehmigung meine, sondern vielmehr die technischen Schwierigkeiten, mit denen ich gekämpft habe. Am Ende hätt ich’s wahrscheinlich genauso schnell auch abtippen können. Muss wohl endlich lernen, wie man mit WordPress umgeht. (Und ich bitte allfällige LeserInnen um Entschuldigung, dass die blauen, unterstrichenen Dinger im at-Text, die wie Hyperlinks aussehen, nicht als solche funktionieren, obwohl sie ursprünglich welche waren, aber das hat mit der verqueren – wenngleich nicht gänzlich unkreativen – Art zu tun, auf die ich diesen Text hier hereingeholt habe.)

Was das Thema betrifft, so interessiert mich das schon deshalb, weil es nahtlos an einen Vortrag des ehemaligen BMJ-Chefredakteurs Richard Smith anschließt, den er 2009, auf Einladung der „Gesellschaft der Chirurgen in Wien“ im Wiener Allgemeinen Krankenhaus gehalten hat. Ich habe darüber u.a. in Suite101 berichtet.

Smith hat damals ein erheblich breiteres Feld behandelt – eben Forschungsbetrug insgesamt –, aber natürlich war auch der oft vorhandene Widerstand der Journals gegen den Rückruf gefälschter Studien ein Thema. Die Gründe dafür sind vielfältig: Man will sich, wie auch das „at“ sagt, das Geschäft nicht verderben, man hat Angst vor juristischen Konsequenzen, man ist einfach zu bequem, … Die Liste ließe sich wohl fortsetzen.

Aber immerhin: Es ist auch einiges geschehen. So ist zum Beispiel die Website www.clinicaltrials.gov eine hervorragende Quelle, um zu sehen, was so alles nicht publiziert wird. Eine andere interessante Quelle ist www.trialresultscenter.org, betrieben von einem französischen Pharmakologen, unabhängig, noch im Aufbau, aber ambitioniert.

Insgesamt wird durch die lauter werdende Diskussion um Manipulation und Betrug in der Forschung der Druck auf die Industrie und auf jene größer, die gegen gutes Salär einfach alles behaupten würden, egal ob auf dem Podium eines Vortragssaals oder schriftlich.

Es ist schon wahr: Die Journals könnten mehr tun, speziell was eine konsequente und einheitliche Rückrufpolitik betrifft. Aber wogegen sie eigentlich wenig tun können (außer eben keine zuvor nicht registrierten Studien zu veröffentlichen), ist die Tatsache, dass negative Studien immer noch zum größten Teil nicht publiziert werden. Das ist eigentlich ein legistisches Problem, es müsste eine Publikationsverpflichtung geben, und zwar mit dem Argument, dass wissenschaftliche Daten in jedem Fall zentrale öffentliche Interessen berühren, weil ja schließlich, wie auch das at bemerkt, Leitlinien und damit Behandlungsstandards auf Studien und Metaanalysen dieser Studien beruhen. Somit hat ein Publikationsbias – wie er besonders krass in der Psychiatrie, vor allem bei Antidepressiva und neueren Antipsychotika zutage tritt – die denkbar schwersten Folgen, weil Metaanalysen dann zu Effektgrößen kommen, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Diesem at-Artikel verdanke ich übrigens auch die Bekanntschaft mit „retraction watch“, einem höchst interessanten Blog über zurückgezogene Studien und ihre Autoren. Da tut sich ja einiges…

Demnächst mehr.



Stella Goldschlag und was mir dazu einfällt

Heute muss ich meinen produktiven Tag haben, weil ich gerade noch einen Artikel in Suite101 gestellt habe, die grauenhafte Geschichte der Stella Goldschlag.

Das Erste, was mir dazu einfällt, ist, dass die 1.000 Wörter, die man bei der Suite verbrauchen darf, einen halt zwingen, wirklich streng beim Thema zu bleiben. Das mag ein Glück sein, zumal es Folgeartikel nach sich ziehen wird.

Einer davon wird sich mit der Mitschuld der Alliierten am Holocaust befassen müssen, genauer gesagt: Mitschuld daran, nicht mehr Menschen davor gerettet zu haben. Für den wahnwitzigen Massenvernichtungsplan und seine ebenso wahnwitzige Durchführung können die Alliierten nichts, das ist völlig klar. Wofür sie aber sehr wohl etwas können, ist, dass sie zehntausende, wenn nicht sogar hunderttausende Menschen nicht in ihre Länder gelassen haben. Und das betrifft fast ohne Ausnahme alle Länder, die für die Aufnahme von Flüchtlingen  überhaupt in Frage kamen.

Roosevelt hat sich aus innenpolitischem Kalkül und unter dem Einfluss vehementer Antisemiten in seinem Kabinett mehrfach geweigert, die Einwanderungsquoten zu erhöhen (und die waren zum Teil nicht einmal erfüllt). England war kaum besser und hatte zudem noch die Kontrolle über Palästina, für das ebenfalls eine rigorose und restriktive Einwanderungspolitik galt.

Noch nicht einmal die Bahnschienen, die zu den Konzentrationslagern führten, wollten sie bombardieren, obwohl Jan Karski, Mitglied der polnischen Untergrundbewegung, der sich als Wachmann getarnt unter Lebensgefahr Zugang zu einem Konzentrationslager verschafft hatte und so Augenzeuge der Menschenvernichtung geworden war, Präsident Roosevelt persönlich davon erzählte. Roosevelt weigerte sich, ihm zu glauben.

Es gibt übrigens ein Buch über Karskis Mission, unter dem Titel „Einer gegen den Holocaust“, ist noch zu haben.

Eine andere assoziative Verzweigung führt zu Hannah Arendt und ihrer vehementen Kritik an der Rolle der Judenräte bei der Organisation und Durchführung des Holocaust. Diese Menschen waren zweifellos in einer ähnlichen Lage wie die Greifer. Ich zitiere hier aus dem deutschsprachigen Wikipedia-Artikel über Hannah Arendt:

„Der ehemalige Oberrabiner von Berlin Leo Baeck, einer der wichtigsten Vertreter der Juden in Deutschland, hatte geäußert, es sei besser für die Juden, über ihr Schicksal nicht Bescheid zu wissen, da diese Erwartung des Todes nur noch härter gewesen wäre.“

Hannah Arendt aber schrieb dazu in ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“, dass „diese Rolle der jüdischen Führer bei der Zerstörung ihres eigenen Volkes… für Juden zweifellos das dunkelste Kapitel in der ganzen dunklen Geschichte“ gewesen sei. Was bekanntlich dazu führte, dass sie von jüdischen Organisationen, wie der (heute noch aktiven) „Anti-Defamation League“, und Einzelpersonen, wie etwa Gershom Scholem, der mit Arendt seit 1939 in regelmäßigem Briefwechsel stand, massiv angegriffen wurde. Sie, Arendt, war es ja auch, die beim Anblick eines Eichmann, der vor dem israelischen Gericht saß wie ein kleiner, unbedeutender Buchhalter, das legendäre Wort von der „Banalität des Bösen“ prägte.

Die Professoren und das Geschäft

Aus der „Fackel“ Nr. 42, Mai 1900:

Sollten irgendwem zum Thema „Gutachtenschacher zwischen Gelehrten und Händlern“ etwa gar aktuellere Assoziationen als solche aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg kommen, so muss ich leider jegliche Verantwortung dafür ablehnen. Namen und Adressen auf Anfrage.