EGDU oder: Strasser tut, was man von ihm erwartet hat

Der EU-Abgeordnete, ÖVP-Politiker und ehemalige Innenminister Ernst Strasser ist zurückgetreten. Nicht, weil er sich für irgendwas schämt, sondern weil sein Parteichef Josef Pröll, dem man aus menschlichen Rücksichten gewünscht hätte, dass er seine Lungenembolie in Tirol ohne derartige Störungen auskurieren könnte, es ihm ultimativ nahegelegt hat.

Einige Details über diese Geschichte habe ich soeben auch bei Suite101 veröffentlicht. Die schmutzigen Details sind mittlerweile bekannt, und die einschlägigen Videos haben inzwischen, erwartungsgemäß, ihren Weg zu YouTube gefunden (Video 1, Video 2). Was man dort sieht und hört, ist in seiner plumpen, arroganten Direktheit wirklich haarsträubend. Es wird selbst für Herrn Strasser schwierig sein, sich da herauszureden. Zumal das natürlich nicht nur Folgen in Österreich, sondern vor allem auch auf EU-Ebene haben wird. Untersuchungen wurden bereits eingeleitet.

Aber es lohnt sich — wenigstens, sofern man gute Nerven hat –, darüber nachzudenken, was für eine Politikerkaste wir uns da eigentlich herangezüchtet haben. Bei der hierzulande üblichen Titelsucht wär’s doch ganz nett, einen neuen Titel hinzuzufügen. Moderne Menschen sind ja zumindest bei der Namens- und Titelgebung proamerikanisch. Das äußert sich beim Namen darin, dass heute jeder Hausmeister (pardon! jeder Mitarbeiter einer Reinigungsfirma, es gibt ja in Wien keine Hausmeister mehr) einen sogennannten Middle Name hat, der mit einem Initial abgekürzt wird. War er vorher der Pepi Havlicek, dann ist er jetzt der Josef A. Havlicek, selbst wenn das „A“ nur für „Armutschkerl“ steht oder für was anderes, der Körpermitte Naheliegendes. Beim Titel ist es so, dass man moderne Ami-Titel als Buchstabenkombinationen (die keiner versteht) hinter dem Namen anführt, was wieder an das obige „A.“ gemahnt.
So könnte es also z.B. heißen: „Dr. Ernst L. Strasser, EGDU“, was in der Langfassung bedeutet:

„Doktor Ernst ,Leider ist aus der vielen Kohle jetzt doch nichts geworden‘ Strasser, Es Gilt Die Unschuldsvermutung“.

Die gilt ja eigentlich mittlerweile fast generell für unsere lieben heimischen Politiker, egal ob sie in St. Pölten oder in Brüssel sitzen. Und ich sage nicht zufällig „St. Pölten“, denn es IST wohl kein Zufall, dass der Herr Strasser aus der Kaderschmiede des Erwin Pröll, EGDU, stammt. Eines Onkels, der zusammen mit seinem Freund von der anderen Seite, Michael Häupl, das Skylink-Debakel zu verantworten hat. In dessen schönem Land auch jene Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt zu Hause ist, die derzeit gegen Tierschützer wie gegen Terroristen vorgeht; einem Land, in dem es auch passionierte Jäger wie den Herrn Konrad von Raiffeisen gibt, die sich nicht gern von einem Verein gegen Tierfabriken ärgern lassen. EGDU, natürlich, für alle, immer und pauschal, manchmal sogar dann, wenn das Gegenteil als erwiesen gelten kann. Und deswegen wirkt’s halt ein bissel komisch, unfreiwillig natürlich, wenn der Neffe Sauberkeit von jenen fordert, die der Onkel gezüchtet hat.

Und Strasser, wie ich im Titel dieses Beitrags sagte, tut genau das, was alle, die nicht seines Geistes sind, von ihm nicht anders erwartet haben: er leugnet, leugnet, leugnet. Er spricht von einer „Kampagne“ gegen ihn und sagt, dass er ja nur deshalb zurücktrete, um seiner Partei nicht zu schaden. (Und selbst das täte er nicht, wenn ihm der Neffe nicht eben den Rücktritt geradezu befohlen hätte.) Wenn das tatsächlich seine Absicht gewesen wäre, dann hätte er sich vielleicht vor der letzten EU-Wahl lieber nicht mit aller Gewalt auf den ersten Listenplatz boxen und den armen, mir anständig erscheinenden Othmar Karas, der sich mit solchem Gezücht abgeben muss, verdrängen sollen. Hat er aber, der Ernstl, und jetzt muss sich halt die ÖVP-Fraktion in Brüssel einen neuen Delegationsleiter suchen. Man darf gespannt sein, ob Strasser überhaupt angeklagt wird und ob, wenn ja, es zu einer Verurteilung kommt.

Man darf mit Fug und Recht daran zweifeln, wenn man sich anschaut, was sich in diesem Land, sonst so abspielt, EGDU. Da ist einmal Karl-Heinz „Ich-bin-entsetzt-wie-beschissen-und-korrupt-dieses-Land-ist“ Grasser, der mit dem vorher erwähnten Strasser nicht nur weite Teile seines Namens gemeinsam hat, sondern auch die pragmatische Einstellung zum Verhältnis jenes Teils seiner Aufmerksamkeit, den ein Politiker öffentlichen Interessen, und jenes Teils, den er seiner privaten Einkommensmaximierung widmen sollte, also ca. 1:99. Da wartet man Monat für Monat darauf, dass endlich Anklage erhoben wird, gegen Grasser selbst und gegen seine Kumpanen, wie den landläufig bekannten Walter „Wos-woa-mei-Leistung?“ Meischberger, der wenigstens für einen Lacherfolg gesorgt hat, und nicht einmal das kann man Grasser zugutehalten. Was geschieht? Nichts.
Grasser wird einvernommen, sein Anwalt Ainedter tritt vor, nimmt kurz den Tschick aus dem Mund, um den Stehsatz abzuliefern, den, ebenso wie die Langfassung von EGDU, jeder österreichische Journalist schon per Kürzel gespeichert hat: „Da ist nichts dran.“ Um sich dann wieder ungestört der Nichtraucherverfolgung zu widmen.

Dann haben wir natürlich die sauberste Fraktion innerhalb des Parteispektrums der Saubermänner: die „FPK“, wie das neuerdings heißt. Der oberste dieser Saubermänner hat sich ja vor einiger Zeit in einem sauberen Rausch, na sagen wir: verabschiedet. Und wie das halt bei Diadochenkämpfen so zu sein pflegt, haben danach einige gewonnen, einige verloren, einer — der Lebensmensch Petzner — kam sogar vor Gericht, allerdings wegen relativer Bagatellen, der hatte, glaub ich, nicht einmal einen sechsstelligen Betrag unterschlagen, und sicherheitshalber auch hier: EGDU, obwohl ich mir da, eigentlich, schon nicht mehr ganz sicher bin.
Aber da gibt’s ja jetzt den Spross der „Herrenbauernfamilie“ (einer der vielen Kärtner Euphemismen für „Nazis“), Uwe Scheuch. Und man versteht ja, warum solche Leute gegen eine Erweiterung der polizeilichen Möglichkeiten des Datenzugriffs sind, werden doch blöderweise immer wieder peinliche Telefonate mitgeschnitten, denen wir nicht nur den „Woas-woa-mei-Leistung“-Lacher zu verdanken haben, sondern auch die Erkenntnis, dass Scheuch nicht Englisch kann, dass er aber dennoch die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an einen finanzkräftigen Russen als Gegenleistung für sinnvolle Investionen (z.B. in die Parteistrukturen des damaligen BZÖ) für „nonanet part of the package“ hält. EGDU. Angeblich ermittelt auch hier die Staatsanwaltschaft.

Inzwischen hat die FPK eine ihr gehörende Werbeagentur in verdächtiger Eile zugesperrt. Ein Schelm, wer da von der Vernichtung von Beweisen spräche, EGDU.

Andererseits treiben in diesem Land ganz üble Neonazis ein erstaunlich ungestörtes Handwerk. Da gibt es eine Website, die bekanntlich „Alpen-Donau-Info“ heißt und deren Dateien auf einem amerikanischen Server liegen. No, ahschowos, würde man sagen. Immer wieder liest man, wie mittels internationaler Zusammenarbeit ganze Netzwerke von Pädophilen auffliegen, wie — beeindruckenderweise — in vielen Ländern gleichzeitig Hausdurchsuchungen und Verhaftungen stattfinden. Man liest Interviews mit einem mutigen Polizisten, der darauf hinweist, dass es ganz leicht wäre, die Verantwortlichen in Österreich mit ein paar Cybertricks auszuforschen, wenn man denn nur wollte. Doch man will nicht, und derselbe Polizist sagt auch, warum: weil die Sympathisanten dieser Leute, dank Wolfgang Schüssel, mittlerweile in so vielen hohen und einflussreichen Positionen sitzen, dass NS-Wiederbetätigung hierzulande zwar nominell immer noch strafbar, aber de facto so gut wie sakrosankt ist. Und in diesem Fall gilt nicht mehr die Unschuldsvermutung, sondern eher ihr Gegenteil. Was mich auf das Thema „Codes und Lügen“ bringt, dem ich aber bei nächster Gelegenheit ganz gern ein eigenes Elaborat widmen möchte.

Zwei neue Artikel

Ich habe mir erlaubt, wieder einmal was für Suite101 zu schreiben. Nein, das stimmt nicht ganz, ich schreibe es nicht für Suite101, ich veröffentliche es nur dort. Dabei ist die Tatsache, dass man dort im Prinzip auch Tantiemen für Werbeklicks kriegt, ziemlich nebensächlich, denn mit meinen (jetzt) acht Artikeln habe ich bisher € 2,68 verdient, was keine wirkliche Motivation wäre.
Aber es macht Freude, es sind gute Fingerübungen, und es ist zumindest was anderes als über randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudien zu schreiben.
So habe ich mich also zunächst an das Verhältnis zwischen Karl Kraus und Kurt Wolff gewagt. Anlass war der in der „Bibliothek Janowitz“ von Friedrich Pfäfflin veröffentlichte Briefwechsel zwischen den beiden, aus den Jahren 1912 bis 1921. Das Buch wird von einigem Material bereichert, nicht nur von Verträgen, die zwischen Kraus als Autor und Wolff als Verleger geschlossen wurden, sondern auch von einigen Briefen anderer Autoren, etwa Franz Werfel, die zur Sache gehören, weiters von einigen Auszügen aus der Fackel.
Ich mag hier nicht wiederholen, was man in meinem Artikel nachlesen kann (der sogar von der Redaktion von Suite101 gelobt wurde, was ich dankend annehme), aber es ist schon bemerkenswert, dass Werfel sowohl der Initiator als auch der Vernichter der Beziehung Kraus — Wolff war. Allerdings: So, wie die Dinge lagen, musste es wohl früher oder später zu diesem Bruch kommen, denn Wolff sah sich nun einmal nicht als Zensor seiner Autoren, und auch wenn er Kraus zuliebe einen eigenen „Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff)“ gegründet hatte, verlegte er eben doch weiter auch jene, die von Kraus angegriffen wurden und sich natürlich gelegentlich wehrten: Franz Werfel, Kurt Hiller, Max Brod und andere.
Was ich aber besonders bemerkenswert finde, ist, dass Kurt Wolff, obwohl er Kraus liebte und verehrte, niemals einer der (von ihm selbst so genannten) „Besessenen“ war, deren absurd übertriebene Verehrung (Hiller nannte Kraus in einem Brief allen Ernstes „christushaft“) so leicht in Hass umschlagen konnte und dies auch tat: bei Werfel, bei Hiller, bei Haas — die Liste ließe sich fortsetzen.
Nein, Wolff war kein Besessener, er war eher ein Treuer, der noch Jahrzehnte später, als Kraus längst tot war und andere, ehemalige Besessene, verbal bereits mehrfach wohlig auf sein Grab uriniert hatten, immer noch von seiner stets unveränderten inneren Beziehung zu Kraus und seinem Werk schrieb. Dieser Essay, der ursprünglich in zwei separaten Stücken Mitte der Fünfziger- und Anfang der Sechzigerjahre erschien und in Pfäfflins Buch den simplen Titel „Karl Kraus“ trägt, wird zu Recht zum Schönsten gezählt, was je über Kraus geschrieben wurde.
Nein, Kraus war nicht christushaft, aber er war das Gewissen seiner Zeit, die nur allzu oft lieber gewissenlos sein wollte und es auch war. Und heute muss man wohl schon wieder auf das monumentale Werk dieses großen österreichischen Satirikers, Lyrikers und Dramatikers hinweisen, der nebenbei auch noch der beste Interpret seiner eigenen Werke war, aber auch jener von Shakespeare, Goethe, Nestroy und Offenbach. Über 700 Vorlesungen, von denen einiges Wenige sich als Ton- oder sogar Filmdokument erhalten hat, gaben Zeugnis davon.
Und Wolff? Er musste fliehen, zunächst nach Frankreich, dann in die USA. Man kann einiges, eher kursorisch Verfasste, über sein Leben und seine Arbeit in der Wikipedia nachlesen, wo übrigens meine Änderungs- oder eher: Ergänzungsvorschläge (ich habe einen eigenen Abschnitt über die Beziehung Wolff-Kraus geschrieben, weil der Name Kraus im vorherigen Wiki-Artikel nicht einmal vorkam) zum Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, noch immer nicht vidiert sind, und das ist jetzt immerhin schon eine Woche her. Den Artikel mit meinen Ergänzungen findet man hier; wer das bisher immer noch offizielle Original lesen will, braucht nur auf den Reiter „Lesen“ links daneben zu klicken.

Der andere Suite101-Artikel ist eher eine impressionistische Skizze eines meiner Lieblingsorte: Drosendorf im Waldviertel. Sehr zu empfehlen für Menschen, die keine Events und keine dröhnende oder pulsierende Abend- und Nachtkultur brauchen, sondern eher leise, manchmal schwer wahrnehmbare Sonderlichkeiten, die es aushalten, ja vielleicht sogar suchen, dass: nichts geschieht. Die einen Schlosshof schätzen können, in dem man sitzen kann und in dem sich lediglich der Schatten des Sonnenuhrzeigers an der Wand und das Wasser, das im kleinen Springbrunnen plätschert, bewegen — und allenfalls die eigenen Gedanken und Gefühle, so sie sich nicht in die Stille verflüchtigen, deren Kostbarkeit man dort erleben mag.

Post-Tsunami-Gedanken: Wahnsinn und Banalitäten

No, jetzt hamma den Salat. Super-GAU in Japan, und dann gibt’s immer noch Wahnsinnige, die meinen, es hat ja bis auf diese „kleinen Zwischenfälle“ bei den 53 japanischen Atomkraftwerken eh alles bestens funktioniert. Aber ich komme zu dem Schluss, dass diese Welt sowieso nicht zu retten ist; damit hab ich für meinen Teil mich mehr oder weniger abgefunden. Zuviel Irrsinn, zuviel Gier, zuviel Borniertheit, man sieht das doch überall, im Kleinen wie im Großen. 
Und dann gibt es den Wunsch, zu helfen, den Wunsch, seinen Kindern eine vielleicht doch spurweise bessere Welt zu hinterlassen. Und gleichzeitig ist da Schmerz, Resignation, siehe oben. Das Verhältnis dieser beiden Gefühle zueinander mag schwanken und sehr stimmungsabhängig sein, aber das ist auch schon alles.
Die Medien hingegen jubeln insgeheim, haben sie doch endlich wieder Gelegenheit, sich ganz massiv wichtigzumachen. Da werden sogenannte Philosophen befragt, die dann Dinge sagen, die jeder Mittelschüler ähnlich (oder besser) hätte sagen können. Und diese Philosophen zitieren andere Philosophen, die — ohne ihre Quelle anzugeben — Anleihen bei Karl Kraus machen, der schon im Ersten Weltkrieg zurecht behauptete, das wahre Übel sei ein Krieg, dessen Grausamkeit und diverse technische Facetten (wie etwa den irrwitzigen Einsatz von Giftgas) man sich nicht mehr vorstellen könne und der von der Presse, völlig irreführenderweise, als „glorreich“ und „heldenhaft“ dargestellt werde.
Nur, um das deutlich zu sagen: Ich behaupte nicht, dass Liessmann unrecht hat. Ich behaupte nur, dass man für seine Aussagen wirklich keinen Philosophen gebraucht hätte (wobei zunächst offenbleiben muss, wozu man Philosophen überhaupt braucht…).

Wikipedia von innen – Teil 2

Vielleicht war ich vorhin zu optimistisch. Wenn man sich ein wenig länger in der Wikipedia umschaut, beginnt man sich zu ärgern. Warum? Weil sich da ein gewisses Muster abzeichnet. Es besteht darin, dass oberflächliche, falsche, teils sogar verleumderische Zuweisungen zur Wahrheit erklärt werden.

Beispiel 1: Der Artikel über Chögyam Trungpa. Ich habe nichts dagegen, dass da was über Alkohol, Sex mit Schülerinnen und das Geheimhalten der HIV-Infektion des Regenten Ösel Tendzin steht, denn das stimmt ja alles. Aber wenn man dann Diskussionsbeiträge dazu liest, in denen verleumderische Zeitungsberichte über unfundierte Vergewaltigungsvorwürfe als Quelle zitiert, ja sogar (glücklicherweise derzeit vergeblich) in den Artikel hineinreklamiert werden, dann kommt einem doch das, naihrwisstschonwas, …

Beispiel 2: Der Artikel über Thomas Mann. Ellenlang und voll des Lobes (das auch nicht referenziert ist, in vielen Punkten). Jetzt müsste man sich hinsetzen und zumindest einen Punkt einfügen, in dem davon gesprochen wird, dass Thomas Mann nicht nur vom US-Kongress als einen der wichtigsten Stalin-Apologeten bezeichnet wurde, sondern dass er das auch wirklich war. Friedrich Torberg hat das ausführlich dokumentiert. Und er hat darauf hingewiesen, dass die Perfidie gerade darin bestand, dass es viel wirkungsvoller ist, wenn einer sagt: „Ich bin kein Kommunist, sage aber dennoch…“, als wenn einer sagt: „Ich bin Kommunist und sage deshalb…“. Genau das hat Th. Mann getan. Sein Verhältnis zur Politik war überhaupt katastrophal: Zunächst einmal war er gegen die Demokratie. Dann hat er versucht, sich mit den Nazis zu arrangieren, noch nachdem die Bücher seines Bruders Heinrich und seines Sohnes Klaus schon verbrannt waren (die Bücher Thomas Manns waren wohlweislich geschont worden, weil die Nazis ihrerseits hofften, ihn auf ihre Seite ziehen zu können). Erst sehr spät, als ihm klar wurde, dass ein solches Arrangement nicht möglich ist, bezog er erstmals öffentlich gegen Hitler Stellung.
Und kaum war er in den USA, begann er, mit dem anderen Totalitarismus, dem Kommunismus, zu sympathisieren, wie auch andere, die zwar im sicheren Amerika saßen, aber gleichzeitig Stalin die Stange hielten: Bert Brecht, Jakob Wassermann, Berthold Viertel und viele mehr. Es ist kein Wunder, dass es ihm irgendwann in der McCarthy-Zeit in den USA zu ungemütlich wurde. Das wird sogar in der Wikipedia so dargestellt (wenngleich dort natürlich alle Schuld bei den Amis liegt).
Also ging er nach Europa, ließ sich in der Schweiz nieder, besuchte Ostdeutschland und sonderte Zitate ab wie: „Die Ablehnung des Kommunismus ist die größte Torheit unserer Zeit.“ Bravo, kann man da nur sagen, und es ist zum Ihrwisstschonwas…

Alles in allem kriegt man das Gefühl, dass auch in der Wikipedia einige wie Spinnen im Netz sitzen, sich einen gewissen Status erobert haben, den sie verteidigen und dazu benützen, gewisse Dinge durchzuboxen oder zu verhindern. Kein Wunder, ist halt wie überall.

Wikipedia von innen – in Sachen Torberg

Seit Jahren hab ich mir gedacht, man müsste sich doch einmal näher mit der Wikipedia beschäftigen. Aber irgendwie bin ich nie durch den Umgang mit der Versionsgeschichte durchgestiegen, und so hab ich’s fürs Erste gelassen. Und gelassen. Und gelassen.

Bis gestern. Da hab ich festgestellt, dass ich sogar schon einen Account dort besitze, hab mich angemeldet und begonnen, den Artikel über Friedrich Torberg zu editieren, der es in einigen Punkten durchaus nötig hatte. Natürlich geistern da die Nachwehen des von vielen sehr übel genommenen Torbergschen Kampfes gegen die kommunistische Spielart des Totalitarismus umher, die sich ja nicht zuletzt in dieser unseligen „Biographie“ von jenem Frank Tichy kristalliert hat. Oder hatte, denn das Machwerk ist zum Glück längst vergriffen, scheint aber dennoch in den Bücherregalen einiger Leute zu stehen, die in der Wiki was zu reden haben. Aber sei’s drum.

Ich kann mich eigentlich nicht über allzu schlechte Behandlung beschweren. Die meisten meiner Änderungen hat man übernommen, einige nicht, womit ich leben kann. Nur die Geschichte mit der Salcia Landmann habe ich nochmals tentativ geändert, denn die hat er ja eben nicht angegriffen, weil sie eine „fellow traveller“ gewesen wäre, sondern weil sie sich dem jüdischen Witz etwa so genähert hat wie ein Hund einem Laternenpfahl.

Ein allererstes Fazit: Wikipedia ist mehr als eine Enzyklopädie, es scheint auch wirklich sowas wie ein Ort der geistigen Begegnung zu sein. Oder jedenfalls hoffe ich das.

Leonard Cohen über Sasaki Roshi

Ich wollte unbedingt dieses kurze Video hier hereinstellen, das auch im Suite101-Artikel über Leonard Cohen und Zen-Buddhismus zitiert wird. Es ist berührend, lustig, interessant, besonders vielleicht für jene (nicht allzu häufig vorkommenden) Menschen, die selbst schon buddhistische Meditation gemacht und sich vielleicht gar selbst einmal für längere Zeit in einem Meditationszentrum aufgehalten haben.
Leider stelle ich fest, dass ich es hier nicht einbetten kann, aber man kann es sich unter mit diesem Link auf Youtube anschauen.

Suite101

Einer der Gründe, warum ich diesen Blog begonnen habe, ist die Möglichkeit, unzensuriert zu schreiben. Und auf bestimmte Artikel hinzuweisen, die ich auf „Suite 101“ veröffentlicht habe. Angeblich soll man dort sogar Geld verdienen können, aber mit meinen bisherigen 79 Page-Views ist das nicht sehr realistisch. Macht aber nichts, es ist trotzdem schön.

Sechs Themen habe ich bisher bearbeitet. Mein Einstieg war eine Konzertkritik, die eher eine Konzertbelobigung darstellt. „A Tribute to Friedrich Gulda“, gestaltet und initiiert von meinem langjährigen Freund Paul Gulda. Wir durften dieses Konzert im Stadtsaal in Tulln erleben, und es war einfach großartig.

Dann trat eine kleine schöpferische Pause ein. Ich wusste nicht genau, wie ich weitermachen soll. Dann tat ich’s doch: Pu Yi, Der letzte Kaiser von China, war mein nächstes Thema, genauer gesagt: Pu Yis Autobiographie. Eine ambivalente Sache, aber doch lesenswert. Außerdem war das Buch die Grundlage für Bertoluccis bekannten Film „Der letzte Kaiser“.

Und dann ging es Schlag auf Schlag. Forschungsbetrug, ein heißes Eisen, aber für mich leicht zu schreiben, weil ich einerseits auf mein Material vom Vortrag von Richard Smith in Wien im Vorjahr zurückgreifen konnte. Andererseits hatte ich zufällig eine Ausgabe des Falter-Wissenschaftsmagazins gefunden, die sich ganz diesem Thema widmete. Quellen natürlich redlich angegeben.

Es folgte, am selben Tag!, etwas über Friedrich Torberg und den sogenannten Brecht-Boykott. Wenn ich einen Satz wie den vorigen, mit einem Rufzeichen (!) mittendrin, gefolgt von einem Beistrich, oder einen Satz wie diesen, mit einem Rufzeichen (!) zwischen zwei Klammern in Suite101 geschrieben hätte, hätte ich schon eine „Abmahnung“ ausgefasst, die kennen da nix.
Die Sache mit Torberg geht mir persönlich nahe, ich habe ihn flüchtig gekannt, da war ich noch ziemlich jung. Und obwohl die abscheuliche Schmähschrift, die dieser Frank Tichy eine „Biographie“ nannte, zum Glück längst vergriffen ist, plappern doch alle möglichen Leute wie die Papageien Worte wie „Brecht-Boykott“ und „CIA“ nach, ohne zu wissen, wovon sie reden.

Aber sei’s drum, mein nächstes Thema war grausliche Chemie in Kinder-Regenjacken. Ein guter Freund hat mich drauf gebracht, und ich dachte, das MUSS doch ein paar Leute interessieren….

Last (bisher), aber (sicher) not least der Text über Leonard Cohen und Buddhismus. Dazu gäbe es noch einiges zu sagen. Zum Beispiel, dass auch der Millionenbetrug, dessen Opfer LC wurde, einen „buddhistischen“ Hintergrund hatte, nämlich insofern als sowohl die Betrügerin als auch der ebenfalls nicht ehrliche Finanzberater einer anderen buddhistischen Organisation angehörten (die per se natürlich nichts dafür kann; aber davon ein andermal).

Für heute ist’s genug, und ich hoffe, dass diese Texte jemanden interessieren, und wenn nicht, macht’s auch nix.

Guten Morgen.

Es ist zwar Abend, aber man soll doch mit einer frischen Perspektive beginnen, oder? Jedenfalls hab ich das so gelernt, aber das allein wär schon eine lange Geschichte, und die erzähl ich vielleicht später.

Und er bewegt sich doch…

„Der Standard“ nämlich, denn heute bekam ich, nach Tagen, doch eine Antwort von der Frau Hinterleitner (oder irgendwelchen ungenannten Mitarbeitern). Die war insofern interessant, als da zu lesen war, dass die Konversationen (wenn man das denn so nennen will) mit Verwunderlich und Pisack auch deswegen gelöscht wurden, weil die mich als Antisemiten bezeichnet und damit beleidigt haben. Haben sie auch.

Es ist zwar gut möglich, dass es sich dabei um eine Art Beschwichtigungsversuch handelt, aber immerhin, man freut sich.

Heut hab ich ja nur kurz hineingeschaut, aber wie diese Clowns auf andere reagieren, die ihnen widersprechen, ist ja auch nicht ohne. Mit einer beispiellosen, monomanischen, ja fast autistischen Aggression bei gleichzeitigem völligen Ignorieren dessen, was der andere ihnen sagen will. Sondern man bildet sich nach zwei Zeilen, die einem nicht zu Gesicht stehen, ein Urteil. Und das hängt man dem anderen um, und dieses Stigma trägt er dann bis ans Ende seiner Tage. Oder so hat sich der kleine Fritzi das jedenfalls vorgestellt.

Sed non ludent, wie der Lateiner sagt. Und damit wirklich genug von diesen Herren.